Strategische Planung bei Layher

Nachfrage bleibt auf hohem Niveau

Gerüsthersteller Layher hat bereits im Oktober 2023 ein neues Werk in Betrieb genommen. Geschäftsführer Wolf Christian Behrbohm erklärt im Interview mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga die Hintergründe sowie aktuelle Planungen des Herstellers.
Layher Gerüstbau
Schnelle und sichere Montage sowie überaus flexible Einsatzmöglichkeiten, damit hat sich das AllroundGerüst von Layher laut eigener Aussage auf Baustellen und in der Industrie als die modulare Lösung für den ingenieurmäßigen Gerüstbau etabliert. Die Anwendungsmöglichkeiten des Originals reichen von klassischen Fassadengerüsten wie am Regensburger Dom über Trag- und Bewehrungsgerüste bis hin zu Treppentürmen und Überbrückungen. Mit dem neuen "Werk 3" hat Layher vor Kurzem ein neues Fertigungszentrum für das AllroundGerüst eröffnet. Foto: Layher

ABZ: Die Baukonjunktur in Deutschland leidet unter dem Einbruch im Wohnungsbau. Wie stellt sich die Marktsituation für Layher dar?

Behrbohm: Wir kommen aus einer Boomphase in den letzten Jahren, wo die Nachfrage extrem hoch war. Es gibt eine gewisse Beruhigung im Markt, aber insgesamt können wir mit der Geschäftsentwicklung zufrieden sein. Da unsere Produkte in verschiedenen Branchen zum Einsatz kommen, gibt es immer wieder konjunkturelle Nachfrageverschiebungen zwischen den einzelnen Branchen.

ABZ: Was sind für Sie die aktuellen Herausforderungen in der Baubranche?

Behrbohm: Die Herausforderungen sind, glaube ich, allgemein bekannt, etwa steigende Kosten für Baumaterial, steigende Zinsen, hoher Bürokratieaufwand, eine unsichere Förderkulisse und ein etwas unsicheres Gefühl bei der Entwicklung im Wohnungsbau. Wenn wir mit unseren Kunden sprechen, dann sind Auftragsbücher in der Regel gut gefüllt. Die Nachfrage hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt und die Projekte lassen sich gut abarbeiten. Eine weitere Herausforderung bleibt die Suche nach qualifiziertem Personal. Hier stehen Gerüstbauunternehmen wie auch das Handwerk allgemein in einem starken Wettbewerb und müssen neue Wege finden, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

ABZ: Layher ist weltweit aktiv, welchen Marktanteil nehmen ihre Produkte in Deutschland und Europa ein?

Behrbohm: Layher ist national und international der führende Hersteller von Systemgerüsten – unser Produkt-Programm ist in jedem Markt verfügbar. Vom Blitz Gerüst und dem AGS System für die Fassade über das modular aufgebaute AllroundGerüst für den ingenieurmäßigen Gerüstbau bis hin zu Schutz-Systemen – also das Protect-System für wirkungsvolle Baustelleneinhausungen sowie temporäre Überdachungen. Je nachdem, welche Branchen in einem Land vertreten sind, variiert auch der Einsatz der Systeme. Das Besondere an unseren Systemen ist, dass sie durch den durchdachten Baukasten aus Grund- und Ausbauteilen ein breites Anwendungsspektrum sowohl im Baugewerbe als auch in der Industrie bieten. Vom Produktionsvolumen her betrachtet wird das meiste in Deutschland abgesetzt, das ist nach wie vor der stärkste Markt.

ABZ: In unserem letzten Interview sprachen wir über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche, den Krieg in der Ukraine und Lieferkettenprobleme. Auch Layher war betroffen. Ist das noch immer ein Problem?

Behrbohm: Dies war natürlich in den vergangenen Jahren eine Herausforderung. Da sich unsere Kunden auf die hohe Materialverfügbarkeit bei Layher verlassen, ist die vorausschauende Beschaffung von Rohstoffen aber schon immer ein Schwerpunkt bei uns. Wir halten große Mengen an Roh-Materialien vor, wodurch wir kurzfristige Störungen in der Lieferkette problemlos abfangen können. Trotzdem arbeiten wir permanent an Optimierungen und behalten unsere Lieferketten im Auge, um schnell gegensteuern zu können. Lieferbereitschaft bezieht sich dabei sowohl auf Roh-Materialien als auch auf die fertigen Produkte. Deshalb haben wir weltweit über 140 Service-Stützpunkte installiert, die neben einer qualifizierten Beratung auch ein gut sortiertes Materiallager vor Ort bieten. Die Versorgungssicherheit für unsere Produkte ist dadurch auf einem sehr hohen Niveau gewährleistet.

ABZ: Was bedeutet das genau?

Behrbohm: Die Unterstützung unserer Kunden ist unser zentraler Anspruch, und die Lieferfähigkeit ist dabei einer der essentiellen Bausteine unseres Angebots. Das gehört zum Mehr-möglich-Paket dazu, weil es erforderlich für das Geschäft unserer Kunden ist. Das größte Projekt kann in der Regel sehr kurzfristig sein und von heute auf morgen Bedarfe erzeugen. Dann ist es einfach wichtig, dass sich unsere Kunden auf uns verlassen können und alle Systembauteile kurzfristig abrufbar sind. Darauf ist unser Bestand ausgelegt und wir werden das auch weiter gewährleisten, denn am Ende kann die Baustelle nicht warten.

ABZ: Wir hatten eben schon den Punkt Einbruch im Wohnungsbau gestreift, und Layher hat – quasi als Kontrapunkt zur "gefühlten" Marktentwicklung im vergangenen Jahr – ein drittes Fertigungswerk eröffnet. Dahinter steckt ein Prozess, der lange zuvor begonnen wurde. Wann entstanden bei Layher die Gedanken, ein neues Werk aufzubauen?

Behrbohm: Schon vor längerer Zeit. Konkret waren wir seit rund sechs Jahren damit beschäftigt, das neue Werk zu planen und umzusetzen. Im Oktober 2023 wurde es eröffnet und ist jetzt erfolgreich in Betrieb. Natürlich sind die aktuellen konjunkturellen Rahmenbedingungen etwas schwieriger einzuschätzen. Aber wir befinden uns in einem Markt mit langfristigen Investitionsgütern, und wir sehen einfach, dass die Nachfrage nach unseren Produkten kontinuierlich steigt. Da war im Rahmen unserer langfristig angelegten Investitionspolitik einfach der nächste Schritt notwendig, um unsere Fertigungskapazitäten auszubauen, und um der Kundennachfrage damit auch in Zukunft gerecht werden zu können. Wir haben mit dem neuen Werk 3 unser Fertigungszentrum für das AllroundGerüst etabliert und damit gleichzeitig Platz und Raum geschaffen für die weitere Optimierung der Produktion des Blitz Gerüsts bei uns am Stammsitz.

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Layher Gerüstbau
Wolf Christian Behrbohm ist Geschäftsführer bei Layher Foto: Layher

ABZ: Wie viel haben Sie an Kapazität durch den Neubau hinzugewonnen?

Behrbohm: Deutlich mehr. In den einzelnen Produktbereichen zwischen 30 und 50 Prozent mehr an Kapazität.

ABZ: Layher hatte in letzter Zeit einige neue Produkte eingeführt, unter anderem den Aluminiumträger TwixBeam und das modulare Fassadengerüst AGS. Wie werden denn die Produkte seither von den Kunden angenommen?

Behrbohm: Der TwixBeam ist ja ein leichter Aluminiumträger mit Doppel-T-Profil und eigentlich die logische Ergänzung für das Allround Traggerüst TG 60. Logisch in dem Sinne, dass durch den Einsatz des TwixBeam als Systemjochträger Traggerüstmaterial eingespart werden kann. Die Unterkonstruktion bedarf dann weniger Material, weil das Gesamtsystem nun optimal aufeinander abgestimmt ist und die Tragfähigkeiten dann in allen Bereichen beim Traggerüst, aber auch beim Jochträger, optimal ausgenutzt werden können. Die Wirtschaftlichkeit bei diesem Produkt überzeugt, da sind hohe Einsparmöglichkeiten und Effizienzsteigerungen möglich. Wir haben verschiedene Beispielrechnungen für Konstruktionen durchgeführt und festgestellt, dass durch den Einsatz des TwixBeams im Vergleich zu konventionellen Trägern aus Holz in etwa 30 Prozent des Traggerüstmaterials eingespart werden können, das unter der Jochträger-Ebene sonst benötigt wird. Der TwixBeam ist ein Produkt, mit dem unsere Kunden sich als sehr innovativ präsentieren können, und sie nehmen das sehr gerne an. Es wird sofort verstanden, welche Vorteile sich bieten. Unsere Kunden haben bereits zahlreiche Baustellen durchgeführt, wo die Vorteile auch in der Praxis unter Beweis gestellt worden sind. Im Fassadengerüstbau ist das von Ihnen angesprochene modulare Fassadengerüst AGS sehr erfolgreich, da unsere Kunden auch hier die Vorteile erkennen und es sich einfach für sie lohnt. Das AGS lässt sich schnell montieren, ist als modulare Lösung sowie die Kombinationsmöglichkeit mit dem umfassenden Allround-Baukasten überaus vielseitig und dank systemintegriertem Seitenschutz einfach sicher. Wie gesagt, das AGS lohnt sich.

ABZ: Digitalisierung lautet noch immer ein zentrales Schlagwort für die Bauindustrie. Auch Layher bietet seit geraumer Zeit verschiedene Produkte und Dienstleistungen an. Wie unterstützt Layher im Bereich digitale Dienste?

Behrbohm: Wir fassen diesen Bereich unter dem Oberbegriff Scaffolding Information Modeling zusammen – kurz Layher SIM. Layher SIM ist ein Prozess, der den kompletten Lebenszyklus eines Gerüstprojekts abbildet – also Planung, Logistik und Montage – und Lösungen für Digitalisierung von Arbeitsschritten aufzeigt. Je nachdem, wo unsere Kunden stehen, kann der Grad der Digitalisierung dabei stark variieren, die Flexibilität des Prozesses Layher SIM trägt dem Rechnung. Die Einführung digitaler Arbeitsschritte lässt sich dann mit der Softwarelösung LayPLAN SUITE einfach umsetzen, die Software-Module für jeden Projektschritt bietet. Das reicht von der automatisierten Planung standardisierter Gerüstanwendungen mit LayPLAN CLASSIC über LayPLAN CAD für AutoCAD oder BricsCAD im Rahmen des ingenieurmäßigen Gerüstbaus bis hin zur Übergabe der 3D-Planung an das Stabwerksprogramm mit LayPLAN TO RSTAB für den Standsicherheitsnachweis. Gleichzeitig haben wir auch – wo sinnvoll – Lösungen von Partnerfirmen in den Prozess integriert und Schnittstellen geschaffen. Durch den "Open-SIM" Ansatz können Informationen mit anderen Anwendungen und Partnern ausgetauscht werden, um temporäre Gerüstkonstruktionen effizienter zu planen, zu montieren und zu managen.

ABZ: Wie werden solche Dinge von Kunden angenommen?

Behrbohm: Das ist unterschiedlich. Es gibt sehr viele Kunden, die im Bereich Digitalisierung weiterkommen möchten. Sie erkennen die Vorteile, möchten ihre Effizienz steigern und wollen sich auch auf das Neue einlassen. Denn man muss auch bereit sein, Prozesse und Abläufe im Unternehmen verändern zu wollen und Mitarbeiter von Anfang an mitzunehmen. Bei diesem Veränderungsprozess stehen wir unseren Kunden zur Seite. Die Digitalisierung bringt Vorteile, da sind wir uns alle einig. Der erste Schritt ist dabei, für sich zu evaluieren, wo die Digitalisierung von Arbeitsschritten für die eigene Firma sinnvoll ist. Und mit dem Prozess Layher SIM und unserer integrierten Softwarelösung LayPLAN SUITE steht unseren Kunden dafür ein leistungsstarkes und gleichzeitig einfach umzusetzendes Werkzeug zur Verfügung.

ABZ: Wie wird Layher sein Portfolio in Sachen digitaler Dienste weiterentwickeln?

Behrbohm: Wie bereits erwähnt bilden wir mit dem Prozess Layher SIM den gesamten Lebenszyklus eines Gerüstprojekts ab. Voraussetzung für die erste Projektphase – die Planung in 3D – sind verlässliche 3D-Modelle des einzurüstenden Objekts. Dafür bieten wir als Service schon seit einiger Zeit den 3D-Laserscan an. Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter und bieten einen Service für das digitale und damit passgenaue Anlegen des Gerüsts an. Wir fassen das zusammen unter dem Oberbegriff "SIM2Field", also wie die digitale Planung effizient in die Praxis umgesetzt werden kann und auf die Baustelle kommt.

ABZ: Kommen wir zu einem weiteren Thema, das die Branche bewegt: Fachkräfte. Layher engagiert sich stark im Bereich Mitarbeiterqualifizierung etwa durch regelmäßige Stammtische und Technik-Seminare. Zuletzt wurde das neues Schulungszentrum West in Erkrath eröffnet. Können Sie einschätzen, wie sich ihr Engagement bei Ihren Kunden im Wettbewerb um Fachkräfte auszahlt?

Behrbohm: Das ist natürlich schwer zu beziffern. Was wir aber wissen, ist, dass drei Faktoren den erfolgreichen Gerüstbau ausmachen. Zuerst einmal natürlich das richtige Produkt und die Lösung, die verwendet wird. Dann müssen unsere Kunden sich im Bereich der digitalen Planung und Arbeitsvorbereitung gut aufstellen – ein wesentlicher Beitrag zu Kostenkontrolle und Baustelleneffizienz. Und der dritte Faktor ist die Qualifikation der Mitarbeiter. Auch hierbei unterstützen wir unsere Kunden, zum Beispiel durch unsere Technik-Seminare in Theorie und Praxis, für Neueinsteiger ebenso wie für den erfahrenen Anwender. Die Auslastung unserer Schulungszentren ist gut, das Programm wird sehr gut angenommen. Unsere Stammtische sind als Format ebenfalls sehr erfolgreich. Das sind beliebte Veranstaltungen, die wir seit Jahrzehnten im gesamten Bundesgebiet anbieten und die sich als die Branchenplattform etabliert haben. Uns ist dabei wichtig, unseren Kunden Hilfestellung zu geben, indem wir Branchenthemen wie die Digitalisierung, geänderte Anforderungen an Arbeitssicherheit oder neue Vorgaben wie die ATV DIN 18451 umfassend beleuchten und die Möglichkeit für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch schaffen.

ABZ: Bei der Eröffnung des neuen Werk 3 wurde sich besonders auf den Punkt Nachhaltigkeit fokussiert. Warum wurde dem beim Bau des Werk 3 ein so hoher Stellenwert eingeräumt? Beziehungsweise, welche Bedeutung hat der Faktor Nachhaltigkeit für das gesamte Unternehmen?

Behrbohm: Der sparsame Umgang mit Ressourcen spielt bei uns als Familienunternehmen grundsätzlich eine entscheidende Rolle. Dies spiegelt sich in unserem Werk 3 wider. Dieses ist auf dem neuesten Stand der Technik, auch was beispielsweise die Energieeffizienz angeht. Das neue Fertigungszentrum für das AllroundGerüst entspricht dem hohen Energie-Effizienzstandard BEG 40, etwa durch eine durchdachte Gebäudeisolierung, Einsatz einer großflächigen Photovoltaikanlage sowie Nutzung von Elektrostaplern. Gleichzeitig wurde Wert darauf gelegt, den Flächenverbrauch zu minimieren, indem beispielsweise ein hochautomatisiertes Hochregallager installiert wurde. Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt ist dies eine der Voraussetzungen, um auch in Deutschland zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren zu können. Der sparsame Umgang mit Ressourcen ist aber nicht nur Maßgabe bei der Fertigung unserer Gerüstsysteme, sondern auch bei deren materialsparendem Einsatz. Das ist etwas, was unsere Produkte auszeichnet.

ABZ: Die nächste Bundesfachtagung Gerüstbau steht vor der Tür. Was erwarten Sie als Unternehmen von der Tagung?

Behrbohm: Allgemein ist es uns wichtig, dass die Branche weiterhin ihrem hohen Qualitätsanspruch treu bleibt, also dass Effizienz und Sicherheit bei der Dienstleistung Gerüstbau auch in Zukunft oberste Priorität hat und dies weiter gestärkt wird – zum Beispiel durch die Qualifikation von Mitarbeitern im Hinblick auf die Anforderungen aktueller Sicherheitsvorschriften und durch das Leben einer Sicherheitskultur im Unternehmen. Das ist wichtig für die Branche, und da sind auch Verband und Hersteller gleichermaßen gefragt.

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