Kommentar
Sorgenkind
von: Kai-Werner FajgaMit dieser Prognose liegt das Institut in etwa auf Augenhöhe der Schätzungen von Verbänden: Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie rechnet mit 250.000 – schlimmstenfalls 200.000 – fertiggestellten Wohnungen in 2024, der Zentralverband Deutsches Baugewerbe mit 235.000 Wohnungen. Bundesbauministerin Klara Geywitz schloss sich laut Medienberichten der etwas optimistischeren Schätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung an, nach der 265.000 Wohnungen in diesem Jahr fertiggestellt werden sollen, während auf der Homepage des Bundesbauministeriums noch immer zu lesen ist, dass man am Ziel der 400.000 Wohnungen jährlich festhalte – eine mittlerweile utopisch anmutende Vorstellung.
Die Dimension des Einbruchs im Wohnungsbau zeigt sich auch, wenn man sich vor Augen führt, dass das aktuelle Niveau die Branche um fast zehn Jahre zurückwirft. Zuletzt 2013 wurden 215.000 Wohnungen gebaut, im Jahr 2024 waren es 245.000 Baufertigstellungen. Der Vollständigkeit halber: 306.000 gebaute Wohnungen im Jahr 2020 markieren noch immer einen Höchstwert im deutschen Wohnungsbau. Experten sind sich sicher, dass nun ein Abbau von Kapazitäten im Wohnungsbau die Folge sein wird. Was diesen Trend verstärkt, ist, dass der Wohnungsbaumarkt weiter von Unsicherheit geprägt ist. Revidierte Maßnahmen und Impulse der Bundesregierung, ausgeuferte Bürokratie und ein nach wie vor hohes Preisniveau sorgen weiterhin für leere Auftragsbücher bei Planern und Unternehmen im Wohnungsbau.
Gleichzeitig verzeichnen Bausparanbieter denentgegengesetzten Trend: In 2022 und 2023 wollten jeweils rund 15 Prozent mehr Kunden einen Vertrag abschließen. Dass der Bedarf im Wohnungsbau permanent vorhanden ist, zeigt auch die Diskussion um die aktuelle Pestel-Studie.